Fritz-Sauckel-Werk – Außenlager Buchenwald
Kromsdorfer Straße

Das Wirtschaftsimperium Wilhelm-Gustloff-Stiftung, benannt nach dem ehemaligen Leiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, wurde durch die Enteignung der jüdischen Firma Simson in Suhl Ende 1935 geschaffen. In der Stiftungssatzung des "Nationalsozialistischen Musterbetriebes" war die politische Ausrichtung und die weltanschauliche Schulung der Arbeiter von Beginn an verankert. Die Stiftung übernahm 1936 die größte deutsche Waggonwagenfabrik in Weimar und benannte sie zum 1. Mai 1937, dem "nationalen Feiertag des deutschen Volkes" nach dem Stiftungsführer und Gauleiter Thüringens in Fritz-Sauckel-Werk (Gustloff-Werk I) um. Zeitgleich begannen die produktionsbedingten Aus- und Umbauten auf dem Gelände. In zwei neuen Werkshallen von 120 Metern Länge waren die modernen Produktionsbereiche der Flak-Fertigung untergebracht.

Mit dem Bau einer modernen Werkzeugmaschinenfabrik wurde 1939 begonnen, die Ziegel dafür wurden vom Buchenwalder KZ-Außenkommando Berlstedt geliefert. Eine zweite Waffenfabrik der Stiftung, das Gustloff-Werk II in Buchenwald, wurde ab 1942 errichtet.

Seit diesem Jahr vermietete die SS auch an das Weimarer Fritz-Sauckel-Werk die Arbeitskraft der Häftlinge. Sechs Tage pro Woche arbeiteten sie in Tag- und Nachtschichten von zehn bis zwölf Stunden in der Produktion. Zuerst bauten die Häftlinge auf dem Werksgelände 20 Baracken für zwei "Häftlingssonderlager" selbst auf. Die Lager waren mit einem elektrisch geladenen Zaun und neun Wachtürmen eingefasst. Die Bewachung übernahmen SS-Männer aus Buchenwald. Häufig arbeiteten die Häftlinge mit Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und deutschen Zivilarbeitern eng zusammen. Dabei kam es hin und wieder zu Tauschgeschäften. Für Häftlinge konnten eingetauschte Nahrungsmittel lebensrettend sein. Andere Arbeiter spielten ihre bessere Position gegenüber den Häftlingen aus, zeigten sie bei der SS an oder misshandelten sie selbst. Anfang 1945 bestand die gesamte Belegschaft des Fritz-Sauckel-Werks aus ca. 6.000 Arbeitern. Neben nur 1.800 deutschen Zivilarbeitern waren ca. 2.500 KZ-Häftlinge sowie Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigt.

Da die Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge bei Luftangriffen grundsätzlich weiterarbeiten mussten, starben mindestens 600, darunter 412 KZ-Häftlinge, bei dem schweren Bombenangriff am 9. Februar 1945.

Nach Kriegsende entwickelte sich der Betrieb zu einem der größten Hersteller von Landmaschinen der DDR. In der Nähe des ehemaligen Werkseingangs Kromsdorfer Straße, Ecke Andreasstraße findet man einen 1956 errichteten Gedenkstein für die "Verschleppten aller Nationen die während des Bombenangriffs am 9. Februar 1945 in Weimar umkamen". An die beiden Außenlager des KZ Buchenwald erinnert die Tafel nicht.

 

Broschüre der Gustloff-Stiftung,
um 1938. Quelle: Wilhelm Gustloff
Stiftung in Weimar, o. J.