Krankenhaus am Kirschberg
Am Kirschberg 1

Das städtische Krankenhaus Weimars befand sich seit 1832 am Nordhang des Kirschbergs, nur der rechte Gebäudeflügel ist heute erhalten. Bis zur Errichtung eines Krankenbaus im KZ Buchenwald wurden hier auch Häftlinge und SS-Männer des Konzentrationslagers auf dem Ettersberg behandelt. Die Häftlinge wurden wegen Infektionskrankheiten, Arbeitsverletzungen oder Schusswunden eingeliefert. Das Krankenhauspersonal konnte sich schon aufgrund dieser Verletzungen eine Vorstellung von der Situation im KZ machen.

Bis 1939 fanden hier auch Zwangssterilisationen von Hunderten von Häftlingen statt, die nach dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" unfruchtbar gemacht wurden. Das Urteil fällte ein "Erbgesundheitsgericht", das auf Antrag der einweisenden Stelle, z.B. der Gestapo oder des Lagerarztes des KZ Buchenwald, aktiv wurde. Neben den Häftlingen wurden auch Bürger aus Weimar - zwischen 1934 und 1943 mindestens 700 Personen - nach ähnlichen gerichtlichen Verfahren zwangssterilisiert. Meist erschienen die Menschen nicht freiwillig zu dem festgesetzten Termin, so dass sie mit Polizeigewalt in das Krankenhaus gebracht wurden. Soziale Auffälligkeit oder die mögliche Vererbung von Krankheiten, die bei einem Familienmitglied vermutet wurden, konnten ausreichen, die Unfruchtbarmachung zu begründen.

Das Krankenhaus bestand bis in die 90er Jahre. Im Rahmen eines Umbaus für die Polizeiinspektion Weimar wurden weite Teile des baufälligen Hauses abgetragen.

 

Krankenhaus am Kirschberg, um 1975.
Quelle: Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar