Gestapo
Marstallstraße 2

1936 zog die Leitstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) vom Polizeipräsidium in der damaligen Sophienstraße in den ehemals großherzoglichen Marstall. Die im Hof des Gebäudes provisorisch errichteten Zweckbauten sollten nur bis zum geplanten Umzug in das Gauforum Bestand haben. Neben der Verwaltungsbaracke mit doppelwandig isoliertem Vernehmungszimmer befand sich ein Behelfsgefängnis mit zwölf Zellen in der ehemaligen Remise des Marstalls, der Umbau erfolgte durch KZ-Häftlinge aus Buchenwald.

Bespitzelungen, Hausdurchsuchungen, Verhaftung, Folter und Aussagen unter Zwang gehörten zur Praxis der Behörde. Durch die Verhängung von "Schutzhaft" konnte sie die Verdächtigen ohne Beweis, Anklage und Urteil auf unbestimmte Zeit in ein KZ einweisen lassen. Ab Mai 1942 beaufsichtigte und leitete die Gestapo die Deportation aller jüdischen Einwohner Weimars in Vernichtungslager, die Reithalle diente als Sammelplatz vor der Überführung zum Güterbahnhof.

Nach Kriegsende waren auch politische Gefangene der sowjetischen Besatzungsbehörden und des Weimarer Landgerichts im Marstall inhaftiert. Seit Juli 1951 wurden die Räume zur Lagerung von Akten des Landeshauptarchivs, heute Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, genutzt. Als ein Tiefenmagazin des Archivs angelegt werden musste, sind die beiden Gebäude im Innenhof im Rahmen der Kunstaktion "Zermahlene Geschichte" von Horst Hoheisel und Andreas Knitz 1997 abgetragen und öffentlich zerschreddert worden. Die Grundrisse der Gebäude sind als begehbare Installation sichtbar. In den Gestapo- Gefängniszellen im Hauptgebäude befindet sich heute eine Dauerausstellung zur Geschichte des Ortes.

Während der Öffnungszeiten des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar kann die Ausstellung besichtigt werden.

Öffnungszeiten
Montag – Mittwoch
8 – 16 Uhr,
Donnerstag
8 – 18 Uhr

 

Ausstellungsraum im ehemaligen Kellergefängnis der
Gestapo, 2007. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald